„Alli gwünnend.“
„Alli gwünnend.“
„Alli gwünnend aber dr erst kriegt...“
„Alli gwünnend und kriegend es Glace.“
„Ja, alli gwünnend aber dr erst kriegt mee.“
„Alli gwünnend.“
Zwei Kinder gingen die Veia Sgraffito hinunter.
Ich sass in meinem Garten
und konnte sie nicht sehen.
Mussten sie also kleiner als die Mauer hoch ist sein.
Die Jüngere immer wieder
auf ihrem Standpunkt beharrend;
„alli gwünnend“.
Die Ältere bereits der eingeimpften Logik folgend;
„alli gwünnend, aber…“
Wie schön, habe ich mir gedacht,
dass die Jüngere noch nicht von dem Naturgesetz erfasst
und sich standhaft wehrt,
dass irgendjemand sich hervorhebt,
den 1. Platz für sich beansprucht
und andere sich fügen müssen.
Wie schön,
dass die Jüngere allen zugesteht
es verdient zu haben
zu gewinnen.
Wenn sie sich diese Einstellung nur bewahren könnte,
bis in ihr Erwachsenenleben!
Wie schön wär es doch,
ohne Wettbewerbe,
ohne Rangordnung
oder
andere Massstäbe.
Ich müsst keine Noten schreiben,
mit meinen Klassen
und alle würden gewinnen,
würden sie auch nur mit Motivation
und gutem Willen
durch die drei Ausbildungsjahre gehen.
Doch so sind wir nicht,
wir Menschen.
Wir wollen immer ganz genau wissen
wo wir stehen,
in welcher Reihe,
auf welchem Platz
im Leben.
Doch nehme ich die Beharrlichkeit,
des Mädchens,
den Mut zu sagen
„alli gwünnend“
mit als Start für die neuen Klassen
und mich ganz persönlich.
Denn gewonnen haben wir alle
dadurch, dass wir leben.
Und jeden Tag,
den wir mögen,
ist ein Gewinn,
der zu geniessen und teilen
sich lohnt!
Sabina Melchior
Andeer
14. August 2017 / 14.10h